Leben, Beruf und Werk von Friedrich von Hardenberg – Novalis

Die Geschichte der weitverzweigten Familie Hardenberg lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Eine ältere Seitenlinie der Hardenbergs bezeichnete sich nach einem Besitztum „von Rode(n)“ oder latinisiert „de Novali“.

Von diesem „de Novali“ leitete Friedrich von Hardenberg sein dichterisches Pseudonym „Novalis“ ab. Novalis bedeutet „Der Neuland Bestellende“. Tatsächlich haben Friedrich von Hardenberg und seine Freunde mit ihren Werken dichterisches Neuland bestellt.

Im Februar 1798 schickte er ein Manuskript an seinen Freund August Wilhelm Schlegel mit folgender Bitte:

„Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten, welcher ein alter Geschlechtsname von mir ist, und nicht ganz unpassend.“


Leben

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg wurde am 2. Mai 1772 auf dem Gut seiner Eltern in Oberwiederstedt geboren.

Als sein Vater im Jahre 1784 zum Direktor der Salinen Artern, Kösen und Dürrenberg ernannt wurde, war dies mit der Auflage verbunden, seinen „beständigen Wohnsitz“ in der Nähe von Dürrenberg zu nehmen.

Durch die günstige Lage zwischen Kösen und Dürrenberg schien Weißenfels ein geeigneter Wohnsitz für die Familie Hardenberg zu sein.

So erwarb Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg (1738 – 1814) im Frühjahr 1786 das „Haus am Kloster 94“.

Bald darauf übersiedelte die Familie, und damit auch der junge Friedrich, von Oberwiederstedt in die Saalestadt Weißenfels, das somit zum Zentrum des Lebenskreises und Schaffens Friedrich von Hardenbergs wurde.

Hier wuchs er zum jungen Mann heran, kehrte als Schüler und Student immer wieder in sein Elternhaus zurück, das zugleich Sitz der kursächsischen Salinendirektion war.

Nach dem Jurastudium wurde er als Assessor bei den Salinen angestellt und nahm nach Abschluss seines Bergbaustudiums in Freiberg an der ersten umfangreichen geologischen Landeserkundung Kursachsens teil.

Bekannt wurde Friedrich von Hardenberg jedoch nicht durch seine Leistungen als Geologe und Erkunder der Braunkohlenvorkommen in unserer Region, sondern als bedeutender Dichter der Deutschen Frühromantik.

Als er zu Ostern 1798 seine Fragmentensammlung „Blüthenstaub“ für die Zeitschrift „Athenaeum“ herausgab, stellte er sich unter dem Pseudonym Novalis, der Neuland Bestellende, vor.

Fragmente waren Novalis stets wichtiger als fertige Kunstprodukte, das Werden interessierte ihn mehr als das Sein.

Auch sein Hauptwerk „Heinrich von Ofterdingen“ sollte ein Fragment bleiben, denn er verstarb bereits am 25. März 1801 im Alter von nur knapp 29 Jahren.

Heute erinnert eine Büste im nahegelegenen Stadtpark in Weißenfels an den bedeutendsten Dichter der Stadt.


Beruf

Friedrich von Hardenberg war der einzige im frühromantischen Dichter- und Freundeskreis, der einen festen Beruf ausübte. Neben der „Hauptsache“ – dem praktisch-beruflichen Leben – betrachtete er sein dichterisches und philosophisches Werk als eine „Nebensache“.

Von Februar 1796 bis zum Beginn seines Bergbaustudiums in Freiberg Ende 1797 war Friedrich von Hardenberg als Salinenbeamter in Weißenfels angestellt. Nach dem Abschluss dieses Studiums wurde er am 7. Dezember 1799 zum Saline-Assessor ernannt und als viertes Mitglied der Salinedirektion zugeordnet.

Zu den Aufgaben Friedrich von Hardenbergs gehörte es auch, die Salzwerke mit Heizmaterial für die Salzpfannen zu versorgen.

1798 erhielt der sächsische Geologe und Mineraloge Abraham Gottlob Werner den Auftrag, eine „geognostische Landesuntersuchung“ des Kurfürstentums vorzunehmen. Diese Erforschung des geologischen Baus von Sachsen wurde die erste im Team durchgeführte und unter einheitlicher Leitung stehende geologische Erkundung eines Staates. Werner bezog auch seinen begabten Freiberger Schüler Friedrich von Hardenberg in diese interessante Aufgabe ein.

Hardenberg hatte sich als Mitarbeiter in der Weißenfelser Salinedirektion seit Mitte 1799 als „Geognost“ vorwiegend mit der Erkundung und Erschließung der Braunkohlelager im Raum Halle-Leipzig-Zeitz-Weißenfels beschäftigt und kannte diese Gegend hervorragend.

Auf Ersuchen Werners erkundete er in der ersten Juni-Hälfte 1800 zusammen mit dem Bergbaustudenten Traugott Michael Haupt die „Gegend von Zeitz, Pegau und Zwenkau, bis Leipzig“ hinsichtlich geologischer Formationen, Aufschlüsse und Lagerstätten von Bodenschätzen.

Dabei gingen sie auch zu Fuß von Zeitz über Gera, Ronneburg, Meuselwitz wieder nach Zeitz zurück. Die zweite, hier nicht dargestellte Route, führte sie im Juli 1800 über Borna bis Leipzig.

Als Ergebnis legte Friedrich von Hardenberg seinem Lehrer Abraham Gottlob Werner in Freiberg eine gründliche und umfangreiche Studie vor, in der das Wissen seiner Zeit zum Braunkohlenabbau in unserer Region zusammengefasst war. Als wissenschaftshistorisches Dokument ist sie heute von größtem Wert.


Werk

Als Friedrich von Hardenberg zu Ostern 1798 seine Fragmentensammlung „Blütenstaub“ im „Athenaeum“ veröffentlichte, stellte er sich unter dem Pseudonym „Novalis“, der Neuland Bestellende vor:

„Fragmente dieser Art sind literarische Sämereien. Es mag freilich manches taube Körnchen darunter sein: indessen, wenn nur einiges aufgeht!“

Fragmente waren Novalis stets wichtiger als fertige Kunstprodukte, das Werden interessierte ihn mehr als das Sein.

Die einzige größere Dichtung, die zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde, waren die „Hymnen an die Nacht“, die 1800 im sechsten und letzten Heft des „Athenaeums“, der von den Brüdern Schlegel herausgegebenen Programmzeitschrift der Frühromantik, erschienen.

In den „Hymnen“ gestaltete Novalis die Vision der Vereinigung mit der toten Geliebten, seiner Verlobten Sophie von Kühn, unter dem mütterlichen Zeichen der Nacht.
Ebenfalls nach dem Tod von Sophie (März 1797) begann Novalis im April 1798 einen unvollendet gebliebenen Roman „Die Lehrlinge zu Sais“, in dem er seine Ideen über die Wiedergewinnung der Einheit von Mensch und Natur darstellen wollte.

Der gleichen Absicht diente das „Allgemeine Brouillon“, eine Sammlung fragmentarischer Gedankensplitter, die Analogien und geheime Entsprechungen zwischen Wissenschaften und Künsten umkreisen. Es waren Versuche, jenseits aller Spezialisierungen auf die Notwendigkeit der Gewinnung von Totalität hinzuweisen.

Im Vergleich zu diesen anspruchsvollen Kombinationen und Definitionen wirken die gleichzeitig entstandenen „Geistlichen Lieder“ (1799-1800) schlicht und unmittelbar zu Herzen gehend. Einige davon fanden den Weg in die Evangelischen Gesangbücher und in breite Volksschichten.

Mitte November 1799 las Hardenberg den in Jena versammelten Romantikerfreunden seinen Aufsatz „Die Christenheit oder Europa“ vor, dessen Verherrlichung der vorreformatorischen Glaubenseinheit auf eine Erneuerung des oft beschworenen goldenen Zeitalters gerichtet war.

Ebenfalls in die harmonischen Regionen eines goldenen Zeitalters wollte Novalis den Titelhelden des Romans „Heinrich von Ofterdingen“ geleiten, der als Gegenentwurf zu Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ gedacht war. Heinrichs Suche nach der „blauen Blume“ blieb von nun an das Symbol aller Romantiker.

Der Roman „Heinrich von Ofterdingen“ ist wie die meisten anderen Dichtungen Novalis’ erst nach seinem Tod in der von seinen Freunden Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck editierten Ausgabe der „Schriften“, 1802 erschienen.